Auf dem Rücken der Pferde

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CZ-Mitarbeiter baut Verbindung zum tierischen Trainingspartner auf und reitet an Longe
Ein Artikel von Björn Beinhorn aus der CZ vom 04.01.2017

„Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“, sagt der Volksmund. Nun gut, das Sprichwort animiert mich dazu, es einfach mal selber zu probieren. Gesagt – getan: Und schon sitze ich tatsächlich auf dem Rücken eines Pferdes. Zugegebenermaßen noch ziemlich unbeholfen. Ein geübter Reiter würde sich vielleicht mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen abwenden. Reitlehrer Wolfgang Polzin vom Reit- und Fahrverein Westercelle macht das nicht. Polzin ist spezialisiert darauf, Späteinsteiger an den Reitsport heranzuführen. Sein Motto, unter dem er versucht, den Menschen den Reitsport näher zu bringen, lautet: „Reiten macht Spaß“. Er schaut ganz genau hin und gibt Anweisungen, was ich tun muss. Und irgendwie kommt in mir das Gefühl hoch, dass Polzin mit seinem Motto durchaus recht zu haben scheint: Reiten macht tatsächlich Spaß.

„Don Granini“ kennt die teilweise unbeholfenen Bewegungen seiner Reiter längst. Der Fuchs ist das Schulpferd des Vereins und hat schon einige Neueinsteiger dieses Sports auf dem Rücken gehabt. Ich versuche, „Don Granini“ aus dem Schritt in die nächsthöhere Gangart zu bekommen. Mein vierbeiniger Partner soll antraben. Durch wiederholte Druckimpulse mit den Waden am Pferdebauch soll das gelingen. Nach einigen Wiederholungen klappt es tatsächlich. Das Pferd fängt an, im Zweitakt zu laufen.

Das bringt jedoch die nächste Problematik mit sich: Ein einfaches Sitzenbleiben ist nicht mehr möglich – zumindest für mich nicht. Polzin erklärt mir, dass ich mich an den Laufrhythmus von „Don Granini“ anpassen muss. Ich verstehe, was er meint, nur an der Umsetzung hapert es ein bisschen. Ich soll aus dem Sattel aufstehen und mich sofort wieder setzen – im Lauftakt des Pferdes. Alles leichter gesagt als getan. Durch lautes Mitzählen versucht Polzin, mir eine Hilfestellung zu geben. Das zeigt auch erste Erfolge. Mir gelingt es, das Pferd für zwei Runden auf dem Zirkel im Trab zu halten. Dann verliere ich allerdings den Rhythmus – „Don Granini“ fällt wieder in den Schritt und ich muss von Neuem beginnen. Polzin macht mir Mut. Es sei eben noch kein Meister vom Himmel gefallen. „Aber vom Pferd schon“, durchfährt es meine Gedanken. Reiten lernt man eben nicht an einem Tag. Es ist wie die meisten Dinge im Leben: ein Stück harte Arbeit. Jedes Pferd reagiert unterschiedlich, schließlich sind sie eigenständige Lebewesen, die gehegt und gepflegt werden müssen. Daher reicht es nicht, sich einfach daraufzusetzen und loszureiten.

Neulinge erlernen deshalb auch den richtigen Umgang mit den Pferden. Dazu gehören das Ausmisten des Stalls, das Putzen sowie das richtige Satteln und Trensen des Pferdes, damit später während des Reitens nichts zwickt und drückt. Zuerst holen wir aus der Sattelkammer die für das Pferd vorgesehene Putzkiste sowie den Sattel und die Trense. „Don Granini“ steht zusammen mit einem anderen Schulpferd in einem separaten Stall auf dem Vereinsgelände in Westercelle. An seiner Box angekommen, wird ihm zuerst das Halfter angelegt. Zum Putzen wird „Don Granini“ anschließend vor dem Stall angebunden. Mit einem Hufkratzer säubere ich das Hufprofil. Polzin vergleicht das mit der Nagelpflege bei uns Menschen. Auch wenn der Vergleich ein wenig hinken mag, Parallelen gibt es durchaus. Die Hufe von „Don Granini“ werden von gröberen Steinchen und Dreckresten befreit. Danach geht es mit Striegel und Bürste an die Fellpflege. Mit kreisrunden Bewegungen in Wuchsrichtung der Haare wird das Fell auf Hochglanz gebracht. Besonders wichtig ist dabei die Ablagestelle des Sattels. Dort könnten Sandreste oder Dreck dafür sorgen, dass es anfängt zu scheuern. Das muss unbedingt vermieden werden.

Nachdem ich von Polzin in die Kniffe und Tricks des richtigen Sattelns eingewiesen wurde, probiere ich diese sofort aus. Bei einigen Kleinigkeiten unterlaufen mir zwar noch Fehler, doch der Lehrer korrigiert mich sofort. In der Reithalle gibt es die nächsten wichtigen Regeln fürs Reiten. Ähnlich wie im Straßenverkehr gibt es auch in der Reithalle Bahnregeln. Daran hat sich jeder Reiter zu halten. Ich bin froh, dass ich darauf an diesem Tag nicht allzu sehr achten muss: Ich habe die Halle für mich alleine. Über einen kleinen Hocker fällt mir das Aufsteigen auf das Pferd leicht. Dann geht es an der Longe auf einen großen Zirkel. In einem gemäßigten Tempo halte ich mich noch recht ruhig im Sattel. Bevor es richtig losgeht, müssen Pferd und Reiter einander vertrauen. „Die Bedienung eines Pferdes hat sich seit Jahrhunderten nicht verändert. Das Schöne ist, dass dazu keine Fremdsprachen von Nöten sind, sondern alles über Körperhaltung geregelt wird“, erklärt Polzin die scheinbar doch recht simple Bedienung eines Pferdes. Nach einigen Runden im Schritttempo wird die Verbindung zwischen dem Pferd und mir immer besser.

Nach einigen weiteren Übungen ist die Trainingsstunde beendet. Doch auch nach dem Reiten muss das Pferd weiter versorgt werden. Nach dem Absatteln und dem erneuten Reinigen der Hufe wird das Pferd zurück in den Stall gestellt und mit einer ordentlichen Portion Heu belohnt. Das Motto „Reiten macht Spaß“ hat sich in dieser Stunde bewahrheitet. Menschen, die gerne mit Tieren und in diesem Fall mit Pferden zusammenarbeiten, ist der Reitsport genau das Richtige als Ausgleich zum Berufsalltag. Dabei dürfen die Kosten, die für die Versorgung des Pferdes und den Unterricht anfallen, nicht unterschätzt werden.